Schienenversorgung
Einleitung
In der Handchirurgie spielt die ergotherapeutische Orthesen- und Schienenversorgung eine wesentliche Rolle für den Behandlungserfolg sowohl bei operativen als auch konservativen Therapien. Diese Versorgungen haben zum Ziel, Heilungsprozesse durch stabilisierende Lagerung oder geführte Bewegungen zu unterstützen und Bewegungsdefizite dynamisch zu korrigieren oder zu ersetzen.
Die Schienentherapie hat seit ihren Anfängen in der Chirurgie einen bedeutenden Stellenwert in der konservativen und operativen Therapie. Ursprünglich entwickelten sich erste Schienenversorgungen aus Stützverbänden und wurden beispielsweise zur Versorgung von Frakturen eingesetzt. Diese Schienen wurden mit Stäben, Holzleisten, Rinde, Binsengeflechten und Leder verstärkt. Im Laufe der Zeit wurden immer leichtere und stabilere Konstruktionen entwickelt, die Blech oder Drahtgeflechte verwendeten. Eine bahnbrechende Entwicklung in der Schienentherapie war die Erfindung der Gipsbinden im Jahr 1851 durch Antonius Mathijsen. Die Verwendung von Gipsbinden ermöglichte es, stabile Verbände schnell, einfach und abnehmbar herzustellen. Im 20. Jahrhundert wurde diese Art der Versorgung weitgehend durch die Entwicklung von Kunststoffen abgelöst.
Grundsätzlich lässt sich die Schienenbehandlung durch vier Aufgabengebiete definieren:
- Lagerungsschienen zur Ruhigstellung,
- frühfunktionelle Übungssysteme,
- Korrekturschienen und
- Ersatzschienen.
Die Bezeichnung der verschiedenen Schienen ergibt sich durch die o. g. Art der Schienenversorgung in Kombination mit
- Eigennamen (Beispiel: Kleinert-Schiene, Oppenheimer Radialisersatzschiene, Stackʼsche Schiene),
- dem Ort der Anwendung (Beispiel: Mittelhandbrace) sowie
- der Art der Konstruktion (statisch/statisch-progressiv/dynamisch).
Thermoplastische Schienen werden passgenau aus Niedrigtemperaturmaterial (Verformbarkeit ca. 60 – 80°) hergestellt und können direkt an den Körper angepasst werden, um eine schnelle Bearbeitung zu ermöglichen. Je nach Einsatz und Komplexität können die Schienen kurzfristig hergestellt werden. Nach der Herstellung stehen die Schienen dem Patienten sofort zur Verfügung und können daher in vielen Fällen sofort eingesetzt werden, außer bei akuten Traumata oder Operationen mit entsprechender Schwellneigung.
Bei der Herstellung von Schienen ist es wesentlich, dass der Therapeut den Patienten fachgerecht in die Handhabung der Schiene einweist und über die vorgesehene Tragezeit sowie mögliche auftretende Probleme (z. B. Druckstellen) aufklärt. Besondere Beachtung sollte dabei der Alltagstauglichkeit der Schiene (selbstständiges An- und Ausziehen) und den Bedürfnissen des Patienten (Hygiene von Hand und Schiene) geschenkt werden, um eine gute Zusammenarbeit (Compliance) zu gewährleisten und somit einen erfolgreichen Behandlungsverlauf zu erzielen. Dazu ist es wichtig, den Patienten aktiv in die Behandlung einzubeziehen und ihn über den Sinn und die Art der Schienenbehandlung zu informieren.
- Tragedauer,
- Zugstärke,
- Vorsichtsmaßnahmen,
- Handhabung der Schiene im Alltag.
Diese Aspekte sind gleichermaßen wichtig sowohl bei kurzzeitigen (Wochen bis Monate) Lagerungsschienen als auch bei langfristig (Monate bis Jahre) verwendeten Orthesen. Dabei hat sich die Bereitstellung schriftlicher Anleitungen mit allgemeinen Bedienungshinweisen (z. B. Reinigung der Schienen, Temperaturbeständigkeit) und Kontaktinformationen für eventuelle Fragen als bewährte Praxis erwiesen.
Des Weiteren erfolgt im Rahmen der Schienenbehandlung eine regelmäßige Verlaufskontrolle, um auf Veränderungen der geschienten Körperteile reagieren und die Schiene eventuell anpassen zu können (z. B. bei Druckstellen).
aus der Zeitschrift: Orthopädie und Unfallchirurgie up2date 03/2018